Projektbeschreibung

Projektbeschreibung

Kinder von Migrant*innen wachsen mit zwei nationalen Geschichtsnarrativen gleichzeitig auf: dem des Landes, in dem sie leben, und dem des Herkunftslandes ihrer Familie. Wie die Weitergabe historischer Ansichten von einer Generation zur nächsten die Beziehungen von Migrant*innen zum „Hier“ und „Dort“ prägt, ist jedoch immer noch unklar.

MoveMeRU möchte auf der Grundlage von Theorien der intergenerationellen Weitergabe von Erinnerungen und des Transnationalismus in der zweiten Generation dazu beitragen, diese akute Forschungslücke zu schließen, und die historischen Erinnerungsprozesse von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund über zwei Generationen hinweg untersuchen. Erforscht werden russische Migrant*innengruppen in wohlwollend, feindseligen und neutralen Aufnahmeumfeldern in Deutschland, Estland und Kanada. Wie viele andere Autokratien nutzt auch Russland historische Erinnerungen, um die Gefühle seiner Bürger*innen im In- und Ausland anzusprechen und ihr Zugehörigkeitsgefühl zu Russland zu stärken.

MoveMeRU bringt mehrere Forschungsansätze zusammen:

  1. Meinungsumfragen in den drei Zielländern zu historischen Ansichten unter jungen Erwachsenen und ihren Eltern sowohl in migrantischen Communities als auch in einer Referenzgruppe ohne Migrationshintergrund
  2. generationenübergreifende Fokusgruppen in denselben Ländern
  3. Analysen der historischen Narrative in Medien, die sich an russischsprachige Menschen im Ausland richten

Das Projekt wird zu einem besseren Verständnis der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der intergenerationellen Weitergabe von Erinnerungen in Familien mit und ohne Migrationshintergrund beitragen und wichtige Einsichten liefern, welche Faktoren die Integration von Migrant*innen unterstützen oder sie behindern. Die Ergebnisse werden erhebliche Implikationen für die politischen Entscheidungsprozesse in den Aufnahmeländern und die öffentliche Wahrnehmung intergenerationellen Wandels innerhalb migrantischer Communities haben.

 

Kernfragen

  • In welchem Maße identifizieren sich junge Erwachsene aus Familien mit und ohne Migrationshintergrund mit den Herkunftsländern ihrer Eltern und deren Geschichte?
  • Unter welchen Bedingungen decken die historischen Erinnerungen und politischen Einstellungen junger Erwachsener in Familien mit und ohne Migrationshintergrund sich mit denen ihrer Eltern? Unter welchen nicht?
  • Welche Formen der historischen Erinnerung tragen zu Solidarität und pluralistischen politischen Einstellungen einerseits oder Gleichgültigkeit und Intoleranz andererseits bei?