Willkommenskultur an den Rändern des Reiches: Akteure und Orte der Hilfe für Ukrainer in Estland und Lettland
Forschungsnetzwerk „Neue Migration aus Russland und Antikriegsbewegungen“ (ERDAM)
20. Februar 2025, 12:00–13:30 MEZ, online
Nach Russlands groß angelegter Aggression gegen die Ukraine im Februar 2022 hat eine riesige Bewegung von Flüchtlingen mehrere Migrationsrouten durch Europa genommen und die Aufnahmekapazitäten der aufnehmenden Länder herausgefordert. Die Nachbarländer Estland und Lettland haben eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Flüchtlingen gespielt, die aus den von Russland besetzten Gebieten geflohen sind. In unserem Vortrag werden wir uns mit der bürgerlichen und assoziativen Solidarität befassen, die die Notaufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine erleichtert hat, einschließlich der Erfahrungen russischer Migrant:innen, die für/mit ukrainischen Flüchtlingen arbeiten.
Die Aufnahme in den baltischen Staaten ähnelt zwar der in anderen Ländern der Europäischen Union, wirft aber auch spezifische Fragen auf, indem sie Themen aus der Vergangenheit wieder aufgreift und die Besonderheiten der heutigen Regelungen hervorhebt. Sie werfen auch Fragen zu den ursprünglichen Formen der Solidarität im post-imperialen Osteuropa auf.
Die Präsentation wird sich zunächst auf die persönlichen Lebenswege von Menschen konzentrieren, die sich um ukrainische Flüchtlinge gekümmert haben. Zweitens werden wir die historisch umstrittenen und gemeinsam genutzten Orte der Gastfreundschaft untersuchen. Drittens werden wir darüber nachdenken, wie Gastfreundschaft das Entstehen von „Reflexivitäten“ bei den Gastgebern angesichts „sich auflösender sozialer Bindungen“ fördert und „neue Verbindungen“ zwischen Menschen und Orten herstellt.
Diese Untersuchung basiert auf Feldforschung, die zwischen Dezember 2022 und Juni 2024 in Tallinn und Riga durchgeführt wurde. Sie beleuchtet die Bedeutung biografischer Verläufe, der Aufnahmeorte und der Zeitlichkeit der gegenseitigen Unterstützung im Umgang mit neu angekommenen Migranten. Die Studie stützt sich auf Interviews mit Freiwilligen und Beobachtungen vor Ort.
Vortragende
Prof. Dr. Françoise Daucé (EHESS; CERCEC)
Prof. Dr. Anne le Huérou (Paris Nanterre; Institut des Sciences Sociales du Politique)
Diskutierende
Prof. Dr. Inta Mieriņa (Universität Lettlands)
Moderation
PD Dr. Tsypylma Darieva (ZOiS)
Der Zugang zur Online-Veranstaltung erfolgt über diesen Zoom-Link (keine Anmeldung erfoderlich): https://us06web.zoom.us/j/83610063316?pwd=JrI97sleDi8FwHCS67bqqhQviwHIrE.1
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt. Für weitere Fragen oder Informationen wenden Sie sich bitte an domas.lavrukaitis(at)zois-berlin(dot)de.