Öffentlichkeiten von unten und Aktivismus in regionalen Machtzentren Russlands
Öffentlichkeiten von unten und Aktivismus in regionalen Machtzentren Russlands
Projektbeschreibung
Die Soziologin Tatiana Golova untersucht, wie netzwerkartige Kommunikation unter Aktivist*innen die Bereitschaft prägt, sich zu engagieren und öffentlich aufzutreten. Besonders interessant sind dabei Protestthemen, die für vielfältige Interpretationen offen sind und Akteur*innen aus diversen politischen Lagern sowie dezidiert „apolitische“ Aktivist*innen anziehen. Bei solchen Protesten lässt sich empirisch untersuchen, wie ein Problem unterschiedlich gedeutet wird, beispielsweise als soziale Ungerechtigkeit, als Korruption oder als Verletzung der Menschenwürde. Der jeweilige Deutungsrahmen kann die Unterstützung für eine Kampagne erhöhen oder dämpfen.
Kollektive Interpretationen eines Problems und generell der sozialen Welt und relevanter Akteur*innen prägen auch die Bereitschaft zur Kooperation. Die Akteur*innen stehen vor der Wahl, miteinander zu konkurrieren oder zusammenzuarbeiten, was jeweils gewisse Risiken für die eigene Identität oder Reputation birgt. Das Projekt thematisiert, wie diverse Aktivist*innen diskursiv und praktisch temporäre Öffentlichkeiten schaffen und dabei Pragmatismus und Solidarität kombinieren.
Methodik
- Interviews mit Aktivistinnen
- Rekonstruktion von Netzwerken auf sozialen Medien
- Framing-Analyse von Reden und anderen Äußerungen bei Protestaktionen
Kernfragen
- Mobilisierung: Wie konstituieren sich mobilisierte Öffentlichkeiten, das heißt, Kommunikationsnetzwerke, bei denen kollektives Handeln für bestimmte Ziele im Vordergrund steht?
- Hybridität: Wie werden Offline- und Online-Arenen der öffentlichen Kommunikation und der Mobilisierung miteinander verknüpft?
- Kooperation: Wie schaffen Akteur*innen mit verschiedener politischer und apolitischer Selbstidentifikation diskursive und praktische Möglichkeiten zur Zusammenarbeit?