Von Augustputsch bis Raubtierkapitalismus: Videoglossar erklärt Schlüsselbegriffe zum Ende der Sowjetunion
Dreißig Jahre nach dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 sind Umstände und Folgen des Zerfalls einer breiteren Öffentlichkeit hierzulande nicht direkt geläufig. Deshalb haben die Bundeszentrale für politische Bildung und das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) ein fünfzehnteiliges Videoglossar produziert. In dreiminütigen Clips bringt es den historischen Umbruch und dessen anhaltende Bedeutung für Osteuropa einem breiteren Publikum näher.
Im Dezember 1991 hörte die Sowjetunion auf zu existieren. Die drei baltischen Republiken hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits unabhängig erklärt, die russische, ukrainische und belarussische Teilrepublik beschlossen per Abkommen die Auflösung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und erhielten hierfür die Zustimmung der Mehrheit der verbleibenden zwölf Republiken.
2021 jährt sich die Auflösung der Sowjetunion zum 30. Mal. Aus diesem Anlass haben die Bundezentrale für politische Bildung (bpb) und das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) eine gemeinsame Videoreihe produziert, die im Rahmen des vom ZOiS mit Kooperationspartnern konzipierten Themenjahrs #30PostSovietYears online erscheint.
Aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen wie Politikwissenschaft, Soziologie, Slawistik oder Sozialgeographie erklären Wissenschaftler*innen des ZOiS zentrale Begriffe rund um den Zerfall der Sowjetunion. Sie erinnern an wichtige Wendepunkte und erklären, wie Entwicklungen, die in dieser Umbruchszeit ihren Anfang nahmen, die Länder der ehemaligen Sowjetunion bis heute prägen. Das Abnabeln vom Zentrum der Macht und geopolitische Ansprüche verursachen noch immer eigene politische Dynamiken in der Region wie die sogenannten „frozen conflicts“ in Transnistrien, Südossetien und Abchasien, Kriege im Osten der Ukraine und in Bergkarabach, die Annexion der Krim, die „farbigen Revolutionen“ und Protestbewegungen in Georgien, der Ukraine, Belarus, Russland, Armenien oder Kirgistan.
Daneben werden die unmittelbaren Folgen des Zusammenbruchs der UdSSR gerade in Russland, als Nachfolgestaat der Sowjetunion, selbst zur politischen Legitimation autoritärer Politik herangezogen.
Die politische Wende ist anlässlich der Jahrestage von Mauerfall und Wiedervereinigung in Deutschland zuletzt breit diskutiert worden. Dreißig Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion soll das Videoglossar an dieses Wissen anknüpfen, gleichzeitig aber vermitteln, wie sich die Umbruchserfahrung der Menschen in den Ländern der Sowjetunion unterscheiden. Wo in Deutschland von den meisten eine Wiedervereinigung gefeiert wurde, entstanden in der ehemaligen Sowjetunion neue Grenzen und Konflikte brachen auf. Die Staaten, die ihre Unabhängigkeit erreicht hatten, hatten es in den Folgejahren mit enormen ökonomischen und politischen Herausforderungen zu tun und stellten sich auf sehr verschiedene Weise ihrem sowjetischen Erbe.
Das Videoglossar wird bis Ende des Jahres in den Mediatheken der Bundeszentrale für politische Bildung und des ZOiS sowie auf Youtube veröffentlicht: https://youtu.be/SQ-QhsCbdwk
Das Ende der Sowjetunion: ein Videoglossar
- Warum zerfiel die Sowjetunion?
- Glasnost und Perestroika
- Auflösung des Warschauer Pakts
- Augustputsch
- Nationalitäten
- Souveränität
- Raubtierkapitalismus
- Homo Sovieticus
- Oligarchen
- Rückkehr der Religion
- De-facto Staaten
- Migration und Rück-Migration
- Farbige Revolutionen
- Die Sprachenfrage
- Umwelt