Pressemitteilung

Was denkt Russlands Jugend?

27.06.2018

Dafür wurden im April 2018, wenige Tage nach der Präsidentschaftswahl, online 2.018 junge Menschen in Russland zu ihrer Lebenssituation und ihren politischen Einstellungen befragt. Sie stammten aus verschiedenen Städten Russlands und waren zwischen 18 und 34 Jahre alt.

„Die russische Jugend beschreibt sich selbst als politisch interessiert, das Wissen über russische Politik bleibt aber begrenzt“, fasst Prof. Dr. Gwendolyn Sasse, Direktorin des ZOiS und eine der Autor*innen zusammen. 61% der Befragten sagen, sie hätten bei den Präsidentschaftswahlen gewählt, von denen wiederum 67% angeben, für Wladimir Putin gestimmt zu haben.

Geringes Vertrauen in Massenmedien

Während in der Umfrage gegenüber dem russischen Präsidenten und der russischen Armee ein hohes Maß an Vertrauen geäußert wurde, schneiden andere Institutionen schlechter ab. Der Russischen Orthodoxen Kirche vertrauen gerade die Hälfte der Befragten. Besonders gering ist das Vertrauen in die russischen Massenmedien, denen 65% „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ vertrauen. Das Internet, insbesondere die sozialen Medien sind in der Altersgruppe zwischen 16 und 34 Jahren die wichtigste Informationsquelle (je 30%).

Geringe Protestteilnahme, sozioökonomische Erwartungen

Obwohl unter den jungen Menschen die Mehrheit von Protesten gehört hat und sie in bestimmten Fällen für ein legitimes politisches Mittel hält, ist die tatsächliche Beteiligung an Protesten sehr gering (ca. 5%).

Als wichtigste Erwartung an die Regierenden bezeichnet in der Umfrage über die Hälfte der Befragten eine Verbesserung ihres Lebensstandards, 14% nannten Anti-Korruptionsreformen. Bei den zweitwichtigsten Erwartungen standen Anti-Korruptionsreformen an erster Stelle, gefolgt von höheren Lebensstandards. Nur 4% bzw. 9% wählten eine starke Führung gegen über anderen Ländern als wichtigste bzw. zweitwichtigste Erwartung. „Darin zeigt sich eine klare Bevorzugung der inneren vor den außenpolitischen Belangen. Bestrebungen nach mehr Demokratie spielen in der jüngeren Generation eine untergeordnete Rolle“, erläutert Gwendolyn Sasse.

„Wenn die mittelfristigen Erwartungen der Jugend nicht erfüllt werden“, schätzt Gwendolyn Sasse, „kann sie mittelfristig zur Herausforderung für das Regime werden. Ihr politisches Interesse in Kombination mit dem Informationszugang über alternative Kanäle könnte sie dann zum Teil einer neuen politischen Dynamik werden lassen.“

Downloads

Krawatzek, Félix / Sasse, Gwendolyn: Youth in Russia. Outlook on Life and Political Attitudes

Pressekontakt

Dr. Stefanie.Orphal
Leitung Kommunikation
Communications Director

+49 (30) 2005949-20
stefanie.orphal(at)zois-berlin(dot)de
Mohrenstraße 60, 10117 Berlin

zois-berlin.de