Russland²: Russlandbilder in Ost- und Westdeutschland
Im politischen Diskurs und in punktuellen Meinungsumfragen klingt regelmäßig an, dass die Bevölkerung in Ost- und Westdeutschland nicht nur in Bezug auf Deutschlands Innenpolitik der letzten 30 Jahre, sondern auch in außenpolitischen Fragen unterschiedliche Wahrnehmungen und Präferenzen hat. Dieser ZOiS Report geht diesen Unterschieden am Beispiel der Russlandansichten in Ost- und Westdeutschland nach. Grundlage sind eine neue Umfrage und Fokusgruppendiskussionen.
Die ZOiS-Umfrage bestätigt die Existenz von Unterschieden in der Wahrnehmung der Innen- und Außenpolitik Russlands in Ost- und Westdeutschland. Der jetzige Wohnort ist hierbei mitunter wichtiger als der Geburtsort. Darüber hinaus gibt es einen klaren Hauptstadteffekt: Berliner*innen haben nicht nur mehr persönliche Kontakte nach Russland, sie sind sich auch der Repressionen in Russland stärker bewusst. Andere soziodemographische Faktoren, insbesondere Alter, Geschlecht und Bildungsgrad, sind ebenfalls von Bedeutung.
Die Fokusgruppendiskussionen helfen dabei, die Logik hinter russlandaffinen Positionen sichtbar zu machen. Neben einer deutsch-deutschen Dankbarkeit für die durch „Moskau“ ermöglichte Wiedervereinigung, stehen vor allem Argumente im Vordergrund, die Reaktionen auf die deutsche Innen- und Außenpolitik filtern. Zu den im Hinblick auf die deutsche Politik formulierten Erwartungen gehören: der Wunsch nach „Stärke“ bei der Durchsetzung politischer Entscheidungen, „Volksnähe“ der führenden Politiker*innen und „Nationalstolz“.
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