ZOiS Report 3/2024

Displaced Ukrainian Youth: Displaced Futures?

Wandmalerei von Studierenden der Academy of Fine Arts in Gdańsk Imago/Artur Widak

Zusammenfassung

Von der Flucht aus der Ukraine sind Menschen aus sehr unterschiedlichen Generationen betroffen. Ihre Erfahrungen, Bedürfnisse und Strategien variieren. Anhand von zwei Fallstudien betrachtet dieser ZOiS Report die unterschiedlichen Lebenswege von geflüchteten jungen Ukrainer*innen, untersucht die Auswirkungen ihrer Flucht und hebt die Handlungsfähigkeit und -möglichkeiten der beteiligten Personen hervor.

  • Der Bericht konzentriert sich auf junge Menschen (im Alter von 18 bis 34 Jahren), eine Gruppe, die über die Frage der Schulbildung hinaus in der öffentlichen Debatte noch nicht ausreichend beachtet worden ist. Junge Ukrainer*innen können ein wichtiger Bestandteil des ukrainischen Wiederaufbaus sein. Ihre Erfahrungen, ihre Identität und ihre Absicht, entweder nach Hause zurückzukehren oder sich vom Ausland aus zu engagieren, sind mitentscheidend dafür, wie sie die Zukunft der Ukraine mitgestalten werden.
  • Die jungen Ukrainer*innen verbindet ihre Entschlossenheit, eine aktive Rolle beim Wiederaufbau der Ukraine zu spielen, doch ihre Vorstellungen darüber, wie dies geschehen soll, sind sehr unterschiedlich. Einige warten auf die Möglichkeit zurückzukehren, während andere ihr Leben und ihre Karriere im Ausland fortsetzen und sich von dort aus am Wiederaufbau der Ukraine beteiligen wollen. Die politische Herausforderung für die Ukraine und ihre internationalen Partner besteht darin, beide Herangehensweisen zu ermöglichen, anstatt auf der Grundlage einer engen Definition von Humankapital von der Rückkehr junger Menschen in großem Maßstab auszugehen.
  • Angehörige dieser Altersgruppe befinden sich in der Regel ohne ihre Eltern oder andere Familienmitglieder im Ausland. Sie halten engen Kontakt zu ihren Verwandten in der Ukraine, müssen sich aber auf die Netzwerke stützen, die sie an ihrem neuen Wohnort aufgebaut haben und die sich häufig aus ukrainischen oder lokalen Kontakten entwickeln, die bereits bestanden. Die geflüchteten Jugendlichen scheinen weniger auf die Hilfe von Nichtregierungsorganisationen oder Sozialleistungen der Aufnahmeländer angewiesen zu sein. Sie neigen auch nicht dazu, sich als Geflüchtete mit Anspruch auf solche Hilfeleistungen zu betrachten. Einige erhalten hingegen Unterstützung von ihren Familien in der Ukraine.
  • Junge geflüchtete Menschen stehen vor besonderen Herausforderungen, etwa, wenn sie trotz unvollständiger Ausbildung oder begrenzter Berufserfahrung nach einem Arbeitsplatz suchen. Allerdings haben sie im Durchschnitt weniger Probleme mit dem Erlernen oder der Anwendung der Sprache des Aufnahmelandes, insbesondere in Polen.

Authors

Wissenschaftliche Direktorin
Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin