“Human Dignity“ – The Socio-Ethical Challenge of the “Revolution of Dignity”
Am 31. Oktober und 1. November 2019 fand in Kiew die internationale Konferenz “Human Dignity“ – The Socio-Ethical Challenge of the “Revolution of Dignity” statt. Die Konferenz wurde vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien in Zusammenarbeit mit der Nationalen Universität “Kyiv-Mohyla-Akademie” (NaUKMA), der Konrad-Adenauer-Stiftung Ukraine und der Open Orthodox University Sofia Wisdom Kyiv organisiert. Sie brachte Theolog*innen und Sozialwissenschaftler*innen aus der Ukraine, Deutschland, Österreich und den USA zusammen, um die Bedeutung des Menschenwürde-Verständnisses für die aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Prozesse in der Ukraine zu diskutieren. Die „Revolution der Würde“, wie die Proteste in der Ukraine 2013/14 bezeichnet wurden, hatten politische Veränderungen gefordert, die dem Prinzip der Menschenwürde entsprechen sollten – einen Diskurs über das Verständnis von Menschenwürde und die damit verbundene praktische Relevanz blieb jedoch weitgehend aus.
Nach der Eröffnung der Tagung durch den Präsidenten der NaUKMA, Dr. Andrij Meleshevich, wurden in zwei Panels die aktuellen Fragen und Diskussionen um ein „richtiges“ Verständnis der Menschenwürde in den christlichen Kirchen dargestellt. In Ost- und Westeuropa erheben die Kirchen zwar eine gewisse Deutungshoheit über den Begriff und den Schutz der Menschenwürde, gleichzeitig stellen innerkirchliche Konflikte und politische Verstrickungen die Glaubwürdigkeit des kirchlichen Engagements in Frage. In den vier folgenden Panels wurden konkrete gesellschaftliche Bereiche aus der Perspektive des Menschenwürde-Diskurs thematisiert: Versöhnungsarbeit, (religiöse) Bildung, Medien- und Wirtschaftsethik sowie die Fragen der Kultur-Diplomatie sind Schlüsselbereiche, in denen west- und osteuropäische Gesellschaften ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen. Ein Panel widmete sich schließlich der komplizierten aktuellen kirchlichen Situation in der Ukraine und deren politischen und gesellschaftlichen Implikationen. In einem abschließenden Roundtable-Gespräch wurden Perspektiven für die Ukraine diskutiert. Menschenwürde wurde als Schlüsselbegriff für die gesellschaftliche und kirchliche Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte der Ukraine hervorgehoben. Eine Fortsetzung der allgemeinen wissenschaftlichen Diskussion um das Verständnis von Menschenwürde und um die spezifische praktische Anwendung besonders im Bereich der Medienethik und der Versöhnungsarbeit wird bereits geplant.