Die Auswirkungen des Krieges auf die Beziehungen zwischen Zentrum und Regionen und die territoriale Stabilität in Russland

Die Auswirkungen des Krieges auf die Beziehungen zwischen Zentrum und Regionen und die territoriale Stabilität in Russland

Moskau, Russland, April 2020: Präsident Wladimir Putin in einer Videokonferenz mit Gouverneuren der russischen Regionen. IMAGO / ITAR-TASS

Projektbeschreibung

Für die russische Führung ist die innere Stabilität eine Voraussetzung für die Fortsetzung des Krieges gegen die Ukraine. Angesichts der außergewöhnlichen territorialen Größe und Vielfalt Russlands wird die territoriale Stabilität – die Aufrechterhaltung des derzeitigen Modells der Beziehungen zwischen Zentrum und Regionen – die wichtigste Dimension der inneren Stabilität Russlands bleiben. Ohne die volle Unterstützung und Loyalität der Regionen wird Moskau nicht in der Lage sein, den Krieg fortzusetzen. Das Ziel dieses Projekts besteht darin, die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der zentral-regionalen Beziehungen in Russland im Kontext der russischen Aggression gegen die Ukraine zu untersuchen.

Das Projekt bezieht mehrere neue wissenschaftliche Veröffentlichung darüber ein, wie moderne Autokratien funktionieren. Erstens stützt sie sich auf Fachliteratur, die davon ausgeht, dass Institutionen, die ursprünglich für Demokratien konzipiert wurden (wie Wahlen, Föderalismus oder Dezentralisierung), als Instrumente genutzt werden, um ein gewisses Maß an innerstaatlicher und internationaler Legitimität für moderne autoritäre Regime aufrechtzuerhalten. Zweitens wird Fachliteratur herangezogen, die die Interaktion zwischen Institutionen und die Wechselwirkung ihrer Wirkkräfte aufzeigt. Drittens geht es um Literatur, die die institutionelle Stabilität und Langlebigkeit moderner Autokratien und ihre Reformresistenz erklärt.

Das Projekt zielt darauf ab, die Veränderungen des russischen Zentrum-Peripherie-Modells, die durch den Krieg gegen die Ukraine ausgelöst wurden, und die Gründe für seine territoriale Stabilität zu analysieren und zu erklären. Diese Veränderungen können das derzeitige Modell entweder stärken oder zu seiner Schwächung, Erosion und Fragmentierung beitragen. Zu ihnen zählen:

  • Änderungen an Institutionen (Regeln), die das Zentrum-Peripherie-Modell strukturieren.
  • Änderungen in der Einstellung der Elite (regional und föderal) und der allgemeinen Öffentlichkeit als Quelle für die Legitimation des derzeitigen Regimes.
  • Änderungen im Bereich sozioökonomischer Ungleichheiten in den Regionen Russlands (insbesondere aufgrund von Sanktionen).

Ein Blick „nach Russland hinein“ ist von entscheidender Bedeutung, um das akademische Wissen über Wladimir Putins Regime der persönlichen Herrschaft zu erweitern und politischen Entscheidungsträger*innen Empfehlungen für die Gestaltung der Russlandpolitik zu geben.

Kernfragen

  • Wird Moskau seinen Umgang mit den Regionen im Zuge des Krieges und der andauernden antirussischen Sanktionen ändern?
  • Welche Auswirkungen hätte es, wenn Putins Popularität sinken würde?
  • Welche kumulativen Auswirkungen haben die Sanktionen auf die verschiedenen russischen Regionen?
  • Welche Strategien werden die Gouverneure der Regionen als Alternativen zur „bedingungslosen Loyalität“ verfolgen?
  • In welchen Regionen ist das Protestpotenzial am größten – sowohl politisch als auch sozial?

Methodik

  • Analyse relevanter föderaler Gesetze und Präsidialdekrete sowie regionaler Gesetzgebung
  • Analyse der Berichterstattung über die Gouverneure in den Massenmedien auf Bundes- und Regionalebene
  • Untersuchung der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Unterschiede (und ihrer Dynamik) zwischen den Regionen
  • Fallstudien bestimmter Regionen
  • Interviews mit Expert*innen, Unternehmer*innen und Journalist*innen

Projektleitung