„Traditionelle Werte" im Dienste einer autoritären Außenpolitik
„Traditionelle Werte" im Dienste einer autoritären Außenpolitik
Projektbeschreibung
Das dreijährige Postdoc-Forschungsprojekt untersucht den Nutzen und das Entstehen des Narrativs der bedrohten "traditionellen Werte" durch Russland, um aggressive Außenpolitik als präventiv darzustellen.
Spätestens seit 2012 ist dieses Narrativ zu einem Standardmerkmal im offiziellen russischen Diskurs geworden. Es wurde auch im Zuge der groß angelegten Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 genutzt, um den Angriff als Präventivschlag zu rechtfertigen, der verhindern soll, dass die „perverse westliche Gender-Ideologie" auf Russland übergreift.
Dies und die zahlreichen Bemühungen Russlands, die Ausweitung progressiver Geschlechternormen zu bekämpfen und sie auf multilateraler Eben sogar rückgängig zu machen, lassen vermuten, dass der Anti-Gender-Backlash einen größeren strategischen Zweck erfüllen soll, um bestimmte außenpolitische Ziele zu erreichen. Um dies zu untersuchen, zeichnet dieses Projekt nach, wann und wie Anti-Gender-Narrative im offiziellen russischen Diskurs seit der Machtübernahme Präsident Wladimir Putins im Jahr 2000 als Teil einer aggressiven Außenpolitik eingesetzt wurden.
Methodik
- Sammeln relevanter Reden des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor einem in- und ausländischen Publikum
- Quantitative und qualitative Diskursanalyse verschiedener Reden
- Triangulation mit Duma-Transkripten
Kernfragen
- Ist der Anti-Gender-Backlash als rhetorisches Mittel permanent präsent im offiziellen russischen Diskurses oder wird er insbesondere im Zusammenhang mit militärischen Einsätzen verstärkt verwendet?
- Ist der Anti-Gender-Backlash eine Begleiterscheinung des Autoritarismus oder dient er in erster Linie dazu, eine aggressive Außenpolitik zu rechtfertigen?
Projektleitung
Dr. Leandra Bias
Affiliierte Wissenschaftlerin