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#30PostSovietYears | Vergessene Vielfalt?

24.06.2021

Lesung und Diskussion

mit Andrij Kurkov (Autor), Lana Bastašić (Autorin), Nenad Stefanov (Humboldt-Universität zu Berlin), Sabine von Löwis (ZOiS) und Nina Frieß (ZOiS)

Anfang der 1990er Jahre lösten sich die Sowjetunion und Jugoslawien auf. Aus Vielvölkerstaaten entstanden neue Staaten und Menschen fanden sich in neuen Ordnungen wieder. Der Zerfall der beiden Vielvölkerstaaten und die Neugründung unabhängiger Staaten hat zu Krieg, anhaltenden Konflikten und Auseinandersetzungen über Grenzziehungen und Zugehörigkeiten geführt. In den postsowjetischen und postjugoslawischen Literaturen werden Erfahrungen und Praktiken der Abgrenzung und Neuverortung von Individuen und Gesellschaften aufgegriffen. Autor*innen zeigen, wie bis dahin randständige Zuschreibungen eine existentielle Bedeutung bekommen, wie Menschen, die sich Zuordnungen nicht ein- bzw. unterordnen wollen, zu fragwürdigen Grenzgänger*innen werden. Gemeinsam sprachen wir über Erfahrungen und Erwartungen im Umgang mit sprachlicher, ethnischer und religiöser Vielfalt an den Rändern Europas.

Teilnehmende

  • Andrij Kurkov, russischsprachiger Autor aus der Ukraine, schreibt in seinem Roman „Graue Bienen" über Fragen der Zugehörigkeit und Abgrenzung aus dem Blickwinkel eines Mannes, der in der grauen Zone an der Kontaktlinie zu den separatistischen Republiken der Ostukraine lebt. Von dort unternimmt er mit seinen Bienen eine Reise in die Ukraine und auf die Krim.
  • Nenad Stefanov ist Historiker und wissenschaftlicher Koordinator des Interdisziplinären Zentrums „Crossing Borders“ an der Humboldt-Universität Berlin. Ein Forschungsschwerpunkt in diesem Zusammenhang ist die gesellschaftliche Produktion von Grenzen.
  • Lana Bastašić ist in Zagreb, Kroatien geboren, in Banja Luka (Bosnien) aufgewachsen und hat dort, sowie in Belgrad (Serbien) studiert. Mit ihrem Debütroman »Fang den Hasen« (Uhvati zeca) erhielt sie den 2020 den Literaturpreis der Europäischen Union. Er führt zwei junge Frauen auf einem Road-Trip durch Bosnien, und in ihre Kindheit und Jugend, womit zugleich die Erfahrung nationalistischer Segregation mit erzählt wird.
  • Sabine von Löwis ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZOiS.

  • Moderation: Nina Frieß ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZOiS.

#30PostSovietYears

Im Jahr 2021 jährt sich das Ende der Sowjetunion zum 30. Mal. Aus diesem Anlass kooperieren das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), die Körber-Stiftung, die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), das Deutsche Historische Institut Moskau, die Friedrich-Ebert-Stiftung in Russland und Memorial International im Rahmen des Themenjahrs #30PostSovietYears.

MEHR ERFAHREN

Kooperationspartner

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Crossing Borders der Humboldt-Universität statt.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe ZOiS Forum, die wissenschaftliche, künstlerische und politische Perspektiven auf Themen, die Osteuropa heute bewegen, vereint.