5 Jahre Revolution und die Folgen
Mohrenstraße 60
10117 Berlin
5 Jahre Revolution und die Folgen
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Vor fünf Jahren legte die belarusische Zivilgesellschaft ihr demokratisches Gesellenstück vor: Die belarusische Gesellschaft ging 2020 in breiter Front gegen das Regime des Diktators Lukaschenko auf die Straße. Dieses antwortete mit brutalen Repressionen, die bis heute andauern. Zehntausende Menschen wurden festgenommen, unabhängige Medien außer Landes getrieben, zivilgesellschaftliche Organisationen und oppositionelle Parteien wurden verboten, hunderttausende Belarus*innen ins Exil gezwungen. Die russische Vollinvasion in die Ukraine, die 2022 auch von belarusischem Staatsgebiet aus begonnen wurde, führte zu einer weiteren Radikalisierung und Isolierung des Lukaschenko-Regimes und zu einer noch größeren Abhängigkeit von Russland.
Während der Veranstaltung werden wir sowohl die historische Dimension der belarusischen Revolution als auch mögliche Zukunftsszenarien für die belarusische Demokratiebewegung diskutieren. Wir blicken zurück auf den Sommer der Massenproteste und zeigen gleichzeitig die Entwicklungen rund um Belarus bis in die Gegenwart auf.
Welche Auswirkungen haben die Repressionen durch das Regime heute auf die belarusische Gesellschaft? Wie sehen Alltag und Atmosphäre in Belarus aus? Was treibt die Unterstützer*innen des Regimes? Wie wird der Impuls der politischen Teilhabe und der nationalen Selbstbestimmung, der sich in den Massenprotesten zeigte, heute im Exil fortgeschrieben? Was passiert abseits der medialen Beachtung und öffentlichen Diskussion in den belarusischen Exilgemeinden? Wie positioniert sich die belarusische Kultur? Diese Fragen wollen wir bei der Veranstaltung mit Expert*innen aus Kultur, Wissenschaft und Medien diskutieren.
Teilnehmende
- Volha Hapeyeva ist Lyrikerin, Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Ihre Gedichte wurden in mehr als 15 Sprachen übertragen. Auf Belarussisch erschienen 14 Bücher. Auf Deutsch wurden der Lyrikband Mutantengarten sowie die Romane Camel Travel und Samota veröffentlicht. 2019/2020 war Volha Hapeyeva Stadtschreiberin von Graz. 2021/2022 war sie Stipendiatin im Writers-in-Exile-Programm des PEN-Zentrums Deutschland sowie Fellow des Berliner Künstlerprogramms 2022 des DAAD. Für ihren Essay Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils wurde sie 2022 mit dem Wortmeldungen-Preis ausgezeichnet.
- Ingo Petz ist Leiter der Belarus-Redaktion der gemeinnützigen Plattform dekoder.org. In politischen Analysen und kulturhistorischen Essays beschäftigt er sich seit über 25 Jahren mit Osteuropa und vor allem Belarus. Zudem hat Petz Journalismus an belarussischen und ukrainischen Bildungseinrichtungen unterrichtet. Er ist Autor mehrerer Bücher. Aktuell erschienen ist sein Buch Rasender Stillstand: Belarus – eine Revolution und die Folgen. Petz hat Osteuropäische Geschichte, Slawistik und Politikwissenschaft in Köln und Russland studiert.
- Gwendolyn Sasse ist wissenschaftliche Direktorin des ZOiS und Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Zudem ist sie Senior Research Fellow am Nuffield College in Oxford und Non-Resident Senior Fellow beim Think Tank Carnegie Europe. Ihr Forschungsteam erfasste und analysierte 2020 und 2021 die Einstellungen von Belarus*innen zum Staat, zum Verständnis von Politik, Demokratie und Zivilgesellschaft, zu den Protesten und zu außenpolitischen Orientierungen.
- Moderation: Nina Frieß (Wissenschaftlerin, ZOiS)
